Der Wald stirbt - Interview mit dem SR bezüglich unserer Baumpflanzaktion

Die trockenen Sommermonate haben in den vergangenen Jahren auch den Wald stark in Anspruch genommen. Der Borkenkäfer konnte sich gut vermehren, das Esche triebsterben schreitete voran und auch an den Buchen gab es Trockenschäden zu beobachten.

Im vergangenen Jahr hat sich die Gemeinde Rehlingen-Siersburg dazu entscheiden ein Pilotprojekt zu starten.

Seit 40 Jahren betreiben wir eine naturnahe Waldwirtschaft. Darunter versteht man eine Forstwirtschaft, die die Lebensgrundlagen kommender Generationen nicht gefährdet. Mit der Natur zusammen zu arbeiten und nicht gegen sie und das im ökologischen, wie auch im ökonomischen Sinn. Vereinfacht heißt das, Bäume werden über Jahre nur punktuell zum Verkauf gefällt und schaffen dabei neues Licht, um neue Triebe wachsen zu lassen. Totholz wird liegen gelassen, um Nährstoffe für die kommenden Generationen zu schaffen. Forstwirtschaft ist ein Mehrgenerationenprojekt. Wo noch vor einigen Jahren Nadelholz stand findet man heute nur noch kahle Lichtungen.

Die Forschung streitet darüber, ob sich unsere Bäume den sich wandelenden Bedingungen in den kommenden Jahren anpassen werden oder ob wir neue Baumarten bei uns ansiedeln müssen, um unseren Wald zu retten. Was wir aber heute schon wissen ist, dass die Bäume in Zukunft in erster Linie weniger Wasser zur Verfügung haben werden und dies vor allem innerhalb immer länger werdenden Trockenperioden. Der Klimawandel zieht sein Tempo an und deshalb probieren wir innerhalb unseres Pilotprojektes aus, wie sich verschiedene Bäume in unseren Breitengraden und der hiesigen Bodenbeschaffenheit zurechtfinden. Wir pflanzen heute Bäume, auf die erst die nächsten Generation Rückschlüsse und neues Wissen ziehen kann.

600 kleine Bäumchen haben wir auf rund 1000qm in diesem Jahr gepflanzt, darunter unter anderem den Tulpenbaum. „Der Tulpenbaum gehört in die Familie der Magnoliengewächse und ist heute vom östlichen bis zentralen Nordamerika verbreitet. Wieso gerade den Tulpenbaum? Der Tulpenbaum war vor der letzten Eiszeit hier bei uns beheimatet und wir hoffen, dass er sich in unserem Boden und unseren Temperaturen heutzutage wieder zurechtfinden wird. Es wird jedoch 50 bis 100 Jahre dauern bis die Bäume groß sind. Wie schon gesagt, ein Mehrgenerationenprojekt bei dem einfach irgendwann die Weichen gestellt werden müssen, aber an dem noch die nächsten 3 Generationen Forstwirtschaft dran beteiligt sein werden.“, so Revierförster Ralf Schmitt.

Neben dem Tulpenbaum wurde auch die Zeder und die Esskastanie gepflanzt.. Wir haben uns für Baumarten entschieden, die auch in Südeuropa und Amerika als trockenresistent gelten und unseren Wandel hinsichtlich dessen mitmachen könnten.

Der Muschelkalkboden auf dem Nordgau trocknet in Trockenzeiten schneller ab als andere Böden. Dies kann ein ausschlaggebender Punkt bei der Neuansiedlung sein.. Bäume die seit Jahrzehnten gewachsen sind finden selbst in tieferen Erdschichten kein Wasser mehr. „Die Schäden, die jetzt in unseren Wäldern zu sehen sind, sind das Resultat der Trockenphasen aus den letzten Jahren. Die Auswirkungen aus dem Sommer 2022 werden wir in den folgenden Jahren erst spüren. Daher ist es unser Ziel an einem anderen Standort eine weitere Versuchsfläche anzulegen, um zu schauen, wie sich Bäume, die von Wissenschaftlern als mögliche Alternativen in den Raum gestellt werden, bei unseren einheimischen Böden in der Praxis verhalten und wachsen.“ so Bürgermeister Joshua Pawlak.

 

Zum SR3-Beitrag