Pilotprojekt – Nied wird Badegewässer

Rehlingen-Siersburg/Nied. Knapp 17 km lang ist der Abschnitt der Nied auf dem Gebiet der Gemeinde Rehlingen-Siersburg.  Seit 2016, pünktlich zum Sommerbeginn ist die Wasserqualität der Nied ein jährlich wiederkehrendes Thema in der Niedtalgemeinde. Vor 4 Jahren wurde das Fließgewässer von der Liste der natürlichen Badegewässer gestrichen, nachdem in den Jahren zuvor, immer wieder eine Überschreitung der Grenzwerte gemessen wurde. Daher konnte die Nied nicht offiziell als Badegewässer freigegeben werden. Die Gemeinde suchte daher im vergangenen Sommer das Gespräche mit dem saarländischen Gesundheitsministerium und konnte für ein Pilotprojekt das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und die Technische Universität Kaiserslautern gewinnen.

 

„Wir sind sehr stolz, dass wir hier diese Unterstützung erhalten haben. Unser Ziel ist es, das Baden in der Nied wieder offiziell zu ermöglichen.  Mit der TU Kaiserslautern haben wir einen kompetenten und engagierten Ansprechpartner, der das nötige Knowhow mitbringt, um ein solches Projekt erfolgreich anzugehen“, so Joshua Pawlak, 1. Beigeordneter der Gemeinde Rehlingen-Siersburg. 

 

In der vergangenen Woche waren Minister Reinhold Jost und Joshua Pawlak zusammen mit dem Ökologen Prof. Dr. Stoeck von der TU Kaiserslautern an der Nied unterwegs, um sich das Messverfahren und die Probeentnahme vor Ort anzuschauen. Die Tage, an denen das Team von Prof. Dr. Stoeck an der Nied Proben entnimmt, sind immer sehr lang. Nachdem von den frühen Morgenstunden bis in den Nachmittag die Wasserproben entnommen wurden, werden diese direkt im Anschluss im Labor von Prof. Stoeck in Kaiserslautern bis in die Nacht ausgewertet.

 

 „Wir freuen uns sehr, dass wir hier an diesem tollen Gewässer die Möglichkeit haben ein spannendes Thema zu begleiten. Wir werden jetzt in den Sommermonaten an zahlreichen Tagen an der Nied sein und auch bei Unwetter und starken Regenfällen tagsüber und in der Nacht Wasserproben entnehmen. Die Haupteintragsquelle mikrobieller Keime in solchen Gewässern wie der Nied sind typischerweise Starregenerignisse und damit einhergehende Einschwemmungen in die Nied. In der Probenkampagne beobachten wir, wie sich verschiedene Messwerte kurzfristig bei Starkregenerignissen verändern, und wie lange eine Keimbelastung in der Nied anschließend über dem zulässigen Grenzwet liegt. Mit Hilfe der gewonnenen Daten wird ein Algorithmus der Künstlichen Intelligenz trainiert, der dann vorhersagt, wann ein Baden in der Nied aufgrund gesundheitsgefährdender Keime bedenklich ist.“ so Prof. Dr. Stoeck. „Dies dient als eine Art „Frühwarnsystem“.

Durch die Messungen an der Nied wird ebenfalls sichtbar in welchen Bereichen die meisten Keime ins Wasser gelangen, von welchen Quellen (menschliche Darmflora oder verschiedenste Tiere wie z.B. Wassservögel, Weidevieh oder Hunde) diese stammen, und wie viele Stunden oder Tage es braucht, bis diese Belastung wieder abgebaut ist. 

 

„Unser Ziel ist es, das Baden in der Nied wieder offiziell zu ermöglichen. Dabei müssen wir aber auch auf andere Gruppen und vor allem die Natur Rücksicht nehmen. Daher werden wir nachdem die Ergebnisse der TU Kaiserslautern vorliegen im Herbst in Gespräche mit Angelsportvereinen, Naturschützern und sonstigen Beteiligten gehen, um gezielte Badestellen zu definieren“ so Pawlak abschließen.

Alle Beteiligten sind sich sicher, dass mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse eine temporäre Freigabe von Badestellen an der Nied möglich sein kann. Ein Ampelsystem könnte dies regeln.

 

Die Materialkosten für dieses besondere Projekt belaufen sich auf ca. 35.000 €.  Das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz bezuschusst diese Maßnahme mit 90 %.  Die restlichen Mittel werden von Seiten der Gemeinde übernommen. Die Personalkosten werden durch den Projektpartner an der TU Kaiserslautern getragen.