Kommune für ökologische Vielfalt  -  Pflanzprogramm Rehlingen-Siersburg 2022

Wer kennt noch die ehrwürdigen Namen ‚Freiherr von Berlepsch‘, ‚Geheimrat Oldenburg‘, ‚Kaiser Wilhelm‘, ‚Minister von Hammerstein‘, ‚Gräfin von Paris‘ und ‚Köstliche von Charneu‘. Sie haben in der Vergangenheit ganze Regionen geprägt und auch den verschiedenen Gewannen die Bezeichnung gegeben. Aus den adeligsten Früchten entstanden würzige Säfte, schmackhafte Konfitüre und edle Schnäpse. Gemeint sind die Obstbäume in unserer Ortsrandlage. Gerade in diesen Streuobstwiesen tummeln und gedeihen mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten und sie gehören somit zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.

 

Doch wo in den 1950er Jahren in Deutschland noch auf circa 1,5 Mio. ha Obstbäume standen, werden heute zunehmend Getreide und Mais angebaut oder als Siedlungsflächen genutzt. Von den heute noch verbleibenden etwa 300.000 ha Streuobstwiesen werden circa zehn Prozent der Obstbäume gar nicht mehr gepflegt bzw. abgeerntet. Dort, wo das Interesse an der Erhaltung der Kulturlandschaft fehlt, bleibt das Obst liegen und verfault. Die Wieseneigentümer sind meistens schon verstorben, die Erben nicht mehr vor Ort bzw. an einer Nutzung und Pflege der Wiesen nicht interessiert. So verwildern Bäume mit der Zeit oder werden, weil als störend empfunden, beseitigt.

Doch wer Streuobstwiesen bewirtschaftet, trägt auch zur biologischen Vielfalt der Landschaft bei und bewahrt zudem ein traditionelles Kulturgut.

 

Typische Vertreter der Streuobstwiesen sind der Buntspecht, der Gartenrotschwanz, der Wendehals oder der Steinkauz. Ganz zu schweigen von den summenden Bienen, den bunten Schmetterlingen und dem Zirpen der Grillen während der Sommertage oder dem flüchtigen Vorbeihuschen der Fledermäuse in den Abendstunden. Und was gedeiht nicht alles unter den Obstbäumen! Neben Gräsern und Wildkräutern wie Spitzwegerich, Wiesensalbei, Wiesenbocksbart und Sauerampfer ist auch die Wilderdbeere zu entdecken. Damit die Wiesen nicht mit Sträuchern zuwachsen, muss mindestens einmal im Jahr gemäht werden.

 

Bei der Erhaltung der Streuobstwiesen geht es nicht nur um Natur- und Artenschutz, sondern auch um die Gestaltung wertvoller Freizeit- und Erholungsräume. Unsere Streuobstwiesen tragen zu einem besseren Lokalklima bei und liefern gesunde Lebensmittel aus der Region.

 

Auch in diesem Jahr haben sich sechs Gemeinden aus dem Landkreis Saarlouis zusammengetan, um in ihrer Gemeinde die ökologische Vielfalt durch mehr Grün zu fördern. Wer mithelfen möchte, dass wieder mehr Natur in unser Wohnumfeld einzieht, kann sich an dem diesjährigen Pflanzprogramm beteiligen. Zu günstigen Preisen können Pflanzen (Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen) erworben werden, die auf die lokalen Klima- und Bodenansprüche abgestimmt sind. Es handelt sich um hochwertige Baumschulware, die Ihnen frei Haus geliefert und in Rechnung gestellt wird. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Pflanzen nur in „haushaltsüblichen“ Mengen erworben und im Gemeindegebiet gepflanzt werden.

 

Interessenten füllen bitte den in den nächsten Ausgaben des Nachrichtenblattes erscheinenden Bestellschein aus und schicken ihn an die Gemeinde Rehlingen-Siersburg, Bouzonviller Platz, 66780 Rehlingen-Siersburg.

 

Die Auslieferung der Pflanzen und die Rechnungsstellung erfolgt durch eine von der Gemeinde beauftragte Baumschule ca. Ende November.

Weitere Informationen:

BUND Datenbank: http://www.obstsortendatenbank.de/