Trockenheit: Wassermangel in den Wäldern – Schadholz wird in den kommenden Wochen geerntet

Allgemeine Trockenheit in den Sommermonaten seit 2018 und die aktuelle Hitzewelle sind keine gute Kombination für unseren heimischen Wald. Neben Regen brauchen die Bäume auch das oberflächennahes Grundwasser, damit sie ausreichend versorgt sind. Bereits seit einigen Jahren kann der Waldboden im Herbst und Winter aufgrund von wenig Niederschlag und wenig Schnee nicht genug Wasser speichern, um über so lange Trockenperioden stressfrei zu überstehen. Im Sommer fehlen diese Wasserreserven schließlich. Dies führt nun auch im Forst der Gemeinde Rehlingen-Siersburg zu Problemen, über die ich heute berichten und Ihnen ein paar Hintergründe erläutern möchte.

 

  • Konsequenzen in den Wäldern bereits sichtbar:

Besonders schwer betroffen sind derzeit Waldbereiche, die auf den schweren Muschelkalkböden in Biringen, Oberesch, Gerlfangen und Niedaltdorf sowie an bestimmten Stellen in Eimersdorf, Hemmersdorf und Siersburg wachsen. Hier stehen teilweise hohe Bäume mit tiefen Wurzeln, die dementsprechend Versorgung benötigen. Die Konsequenzen der Trockenheit sind mittlerweile auch deutlich sichtbar: In diesen Bereichen verfärben sich die Blätter bereits im Juli, Buchen und Eschen werfen das Laub teilweise schon ab oder sind in den Kronen schon ohne Blätter.

 

  • Bäume im Stress

Eigentlich trockenfeste Baumarten, wie die Buche und Eiche kommen inzwischen an ihre Grenzen. Schädlinge haben bei geschwächten Bäumen leichtes Spiel: Der Borkenkäfer etwa vermehrt sich bei Trockenheit massenhaft und bedroht die Fichtenbestände. So ist nicht nur im Saarland, sondern auch in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg der Anteil des Schadholzes stark angestiegen.

 

  • Unser Wald unter Beobachtung

Schon in den letzten Jahren zeigten sich Trockenschäden in unseren Wäldern. So wurden durch den Forst Bäume in verschiedenen Ortsteilen mit einem roten Kreuz markiert (Hierüber hatte ich schon mal berichtet). Diese Bäume haben zu einem großen Teil den Kampf verloren. Die Auswirkungen in diesem Bereich sind verehrend. Gleichzeitig sind wir am Schauen, wie wir unseren Wald zukunftsfähig aufstellen können und welche Baumarten aus südlichen Ländern mit unserem Klima und unseren Böden auskommen. Hierzu haben wir Anfang des Jahres eine Projektfläche in Oberesch angelegt.

 

  • Orts-Tour mit Ortsvertretern im Wald

In der vergangenen Woche habe ich zusammen mit unserem Förster Ralf Schmitt, alle Ortsvorsteher, Fraktionssprecher sowie die Mitglieder des Umwelt- und Klimaausschusses eingeladen, die betroffenen Stellen in den jeweiligen Ortsteilen zu besuchen, um sich selbst ein Bild von den Schäden zu machen. Dabei haben wir über die Möglichkeiten und Chancen sowie die nächsten Schritte gesprochen. 

 

  • Kurze Sachlage in unseren Wäldern vor Ort

In Biringen, im Wald hinter der Kläranlage ist der Schaden aufgrund der Dürre der letzten Jahre noch übersichtlich. Es bleibt zu befürchten, dass sich die Trockenheit 2022 erst in den kommenden Jahren auswirken wird. Aktuell sind hier 23 Bäume betroffen, was gerade mal 2% der Holzmasse dieses Waldabschnittes betrifft.

In Oberesch (Altenwingert) sind hingegen 146 Bäume betroffen, die einen Anteil von 10% der dortigen Holzmasse ausmachen. Deutlich stärker betroffen ist der Wald am Druidenpfad in Niedaltdorf (ca.20%) oder auch der Altbestand an Buchen in Gerlfangen. Hier stehen Buchen, die 150-180 Jahre alt sind. In diesem Abschnitt sind 137 Bäume betroffen, die 18% der Holzmasse ausmachen. Die Trockenschäden treten in diesem Bereich vor allem bei Buchen auf. Diese platzen teilweise an der Rinde auf und fangen an zu bluten. Vereinzelt sind auch Eichen durch die Trockenheit betroffen und sterben ab.

 

  • Maßnahmen, die aktuell anlaufen

Einige Bäume, die schon länger abgestorben sind und sich eignen, wurden schon durch den Forst markiert und bleiben als Biotop- oder Habitatbäum an den Stellen erhalten, die nicht direkt am Wegesrand stehen. Bäume die vor kurzem abgestorben sind, oder Buchen die Anfangen zu Bluten und in der Krone schon die Blätter verlieren, werden ab dieser Woche geerntet, da die Holzqualität aktuell noch teilwiese für die Verarbeitung in Sägewerken zur Möbelproduktion oder Herstellung von Dachgebälken und weiterem Bauholz dienen kann. Holz, dass hierfür nicht mehr in Frage kommt, wird als Brennholz nur an Personen aus der Gemeinde verkauft. Hierzu gibt es eine unverbindliche Liste, auf die sich interessierte setzen lassen können. Je nach Menge an anfallendem Schadholz/Brennholz wird eine Mengenreglementierung und/oder Auslosung vorgenommen. Interessenten können sich unter r.schmitt@noSpamrehlingen-siersburg.de melden und auf die Liste setzen lassen.

 

  • Warum aktuelle Fällungen jetzt im August/September? Steht das im Gegensatz zum Beschluss im Gemeinderat Anfang des Jahres?

Anfang des Jahres hat der Gemeinderat entschieden das Forsteinrichtungswerk für 3 Jahre auszusetzen. Die Gemeinde hätte nur noch lt. Vorgabe des Ministeriums Holz in Naturschutzgebieten und in Buchen- und Eichenbeständen schlagen dürfen, die 180-250 Jahre alt sind. Dies hat der Gemeinderat einstimmig abgelehnt. Die zum Verkauf zur Verfügung stehende Menge begrenze sich somit für die Jahre 2021-2024 nur noch auf die anfallenden Schadholzmengen, die z.B. durch Windwurf entstanden wären. Durch ein neues Forsteinrichtungswerk ab 2015 wäre die Ernte dann wieder deutlich höher ausgefallen und mehr Brennholz würde zur Verfügung stehen. Durch die extreme Trockenheit fällt nun sehr viel Holz an. Wird dieses in den kommenden Wochen nicht geerntet, ist das Holz in dieser Qualität im Winter nicht mehr brauchbar. Außerdem kann dieses Holz teilweise noch in den großen Sägewerken in Hessen, Thüringen und Bayern verarbeitet werden. Das Holz, dass nur noch als Brennholz in Frage kommt, wird vor Ort verkauft.

 

  • Warum die Bäume nicht einfach stehen lassen?

Gerade in dieser großen Menge die Bäume einfach stehen zu lassen, wäre Lebensgefährlich. Waldwege müssten aufgrund der Verkehrssicherungspflicht gesperrt werden, da bei geringem Wind schon Äste herunterfallen, die direkt zum Tod führen würden. Außerdem gibt es auch Aspekte aus dem Bereich Umwelt und Wirtschaft, die jetzt für eine Ernte des Schadholzes sprechen.

Wir verbrauchen in Deutschland im Durschnitt 1,2 Kubikmeter Holz pro Kopf. Der weltweite Verbrauch liegt bei 0,5 Kubikmeter. Daher ist es wichtig, auch Holz aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft zugewinnen, als den Raubbau in Sibirierin oder am Amazonas weiter zu fördern. Daher ist es sinnvoll, das Schadholz direkt zu verarbeiten und in Sägewerke zu bringen. Das Holz, dass CO2 gespeichert hat, wird durch die Verarbeitung zu Möbeln oder Baumaterialien oder Dachgebälk mehrere Jahrzehnte dieses CO2 speichern und zurückhalten. Im Wald würde dieses beim Verrotten in ein paar Jahren wieder freigesetzt. Minderwertiges Holz kann ebenfalls in der aktuellen Energiekrise als Brennholz gut verkauft werden. 

Außerdem besteht bei trockenen und abgestorbene Bäumen die Gefahr, dass diese wie Glas auseinanderbrechen und zur Gefahr werden. Würden diese Bäume alle stehen bleiben, wäre eine Bewirtschaftung des Waldes nicht mehr möglich, da dies in Zukunft Lebensgefährlich wäre. Außerdem kann sich durch die Fällung der toten Bäume der Unterbau schneller entwickeln und neue Bäume nachwachsen. Ein weiterer Vorteil bei einer Holzernte im Sommer ist darin zusehen, dass bei trockenen Böden keine Schäden am Boden durch die Befahrung mit Holzrückemaschinen entstehen, da der Boden durch die Trockenheit tragfähig und stabil ist. Vereinzelt schon abgebrochene Bäume, bzw. die Bäume, die sich als Biotop- oder Habitatbäum eignen, bleiben stehen.

 

Ich hoffe ich konnte Ihnen die aktuelle Lage und die Hintergründe etwas erläutern. Im Herbst werde ich Ihnen mit unserem Förster Ralf Schmitt unser Zwischenfazit zu unserer ersten Projektfläche zum Thema „Klimabäume“ an dieser Stelle vorstellen.

 

Ihr
Joshua Pawlak

Bürgermeister